Michael Friedrich
Michael Friedrich
Jahrgang 1969, geboren in Karl-Marx-Stadt
Lehre zum Brauer und Mälzer in der Exportbierbrauerei Wernesgrün und Schlossbrauerei K.-M.-Stadt
Abschluss Dipl. Braumeister VLB
Abschluss Biersommelier Doemens
Vorsitzender Prüfungskommission Brauer und Mälzer der IHK Chemnitz
Geschäftsführer der Stonewood Braumanufaktur GmbH

Bier hat mein Leben schon immer begleitet? – nun ja, fast richtig. Die ersten 14 Lebensjahre sicher nicht. Meinen ersten Kontakt zum Brauen bekam ich mit 14 Jahren, als ich in den Schulferien einen Job in der ansässigen Schlossbrauerei bekam.
Die kurzen zwei Wochen waren sehr spannend für mich Teenager. Eine alte, historische Brauerei mit riesigen Lagerkellern und geheimen Gängen vom Keller bis ins Sudhaus und in einen alten Teil der Brauerei, welcher aus der Gründungszeit stammte. Erlebnis pur.
Und dann war da noch das Brauen. Damit hatte ich als Schüler natürlich nix zu tun, aber Saubermachen durfte ich schon mal. War aber für mich egal, ich fand Alles spannend.
Mein Berufswunsch hatte sich dann schlagartig vom Kupferschmied in den Brauer gewandelt.
Das mit dem Kupfer kam dann aber später!!
So jetzt erst mal 2 Jahre Lehre, denkste! Die Ausbildung war für mich so interessant, das ich gleich mal am DDR-Leistungsvergleich teilnehmen durfte und Silber abräumte.
Ein halbes Jahr weniger Lehrzeit sprang für mich dabei raus, bedeutete aber ein halbes Jahr zeitiger Bierbrauen!!
Mein Einstellungsbetrieb übernahm mich sehr gern, stellte allerdings ein Jahr später die Bierproduktion ein. Es lag nicht an mir!! Spaß beiseite; die Brauerei war zu alt und es wurde leider kein Geld mehr investiert, Schade.
Also ab in eine andere Brauerei und kurz darauf kam die Einberufung zur Armee. Das passte mir gar nicht. Ich überstand es aber trotzdem und kurz nach 1990 war ich wieder in Zivil.
Um das Brauwesen im Osten war es in der Zeit nicht gut bestellt. Alle wollten „Westbier“ trinken und so delegierte mich meine Brauerei zur Partnerbrauerei nach Kulmbach.
Mit der Filtration von Bieren hatte ich mich seit Jahren schon befasst und so kam ich in die Filtration.
Nach 9 Monaten war mir aber klar, ich will studieren!!
Und so ging es ab nach Berlin an die VLB – coole Zeit,:-))
Als frischgebackener Diplom-Braumeister bekam ich auch schnell einen Job als Betriebskontrolleur in einer großen ,sächsischen Brauerei. Dort habe ich viel gelernt.
Aber ich wollte meine eigene Brauerei. Also blieb ich nur ein halbes Jahr und machte mich selbstständig. Das war 1995.
Für eine eigene Brauerei fehlte mir allerdings etwas zwischen Daumen und Zeigefinger und die Banken wollten auch nicht so, wie ich gern wollte.
Also Konzept ändern und im Juli 1995 eröffnete ich eine kleine Bierkneipe mit dem Namen „Zum Sudhaus“. Hier ging es nur um Bier und etwas Essen natürlich. Nach ein paar Monaten wurde kurzum die Küche zum Sudhaus umfunktioniert und pro Woche gab es 50 Liter Hausgebrautes.
Das war Januar 1996. Das Bier war immer in wenigen Stunden ausgetrunken; es war der Wahnsinn.
Damals begann ich schon mit meinen Bierexperimenten. Ale, Stout, Weizenbock, Hanfbräu, Pfeffer-Ale, usw. Es wurde alles schonungslos vertilgt.
Es musste was größeres her. Ein Freund brachte mir das Schweißen bei und bei Auktionen ergatterte ich die ersten Edelstahlgefäße. Kesseltuning war angesagt. 1997 war es dann soweit; die erste Chemnitzer Hausbrauerei eröffnete und es gab schon 500 Liter pro Sud!!
Nach acht Jahren wurde die Brauerei allerdings auch schon zu klein und ich zog mit einer wwwen, getunten Anlage ins wwwe Domizil das „Karls Brauhaus“.
1000 Liter Ausschlagmenge war natürlich nicht schlecht.
Bis 2015 habe ich dann halb Gastronom, halb Braumeister das Brauhaus-Schiff durch Höhen und Tiefen geführt, bis ich entschloss, nun doch endlich meine eigene, richtige Brauerei zu eröffnen.
In den 20 Jahren der Selbstständigkeit habe ich viel Erfahrung, nicht nur was das Bier betrifft, sondern auch in den ganzen anderen Dingen gesammelt. Das kommt mir jetzt zugute.
Mit der Stonewood Braumanufaktur GmbH erfüllt sich eine Teenager-Wunsch.
Warum „Stonewood“??- Ganz einfach!
Dort wo jetzt Chemnitz steht, gab es vor 290 Mio Jahren einen großen Vulkan.
Bei einem Ausbruch wurden riesige Baumstämme unter meterdicken Tuffgestein begraben und im Laufe von Jahrmillionen wurde das Holz versteinert.
So entstand der versteinerte Wald von Chemnitz.
Nicht weit vom ehemaligen Vulkan wurde Mitte des 19.Jahrhunderts die Germania Brauerei gegründet, auf dessen Gelände sich jetzt die Stonewood Braumanufaktur mit dem edlen Gerstensaft befasst.
Was ist eigentlich Bier für mich? Eine scheinbar einfache Frage, bei der sich allerdings viele Rädchen drehen und man gar nicht wies, wo man zu erzählen anfangen soll.
Diese Frage zu beantworten, würde den Text sprengen, aber ich versuche es mal kurz.
Ich glaube, so wird meine Philosophie des Bieres deutlich.
Ich stelle mir Bier wie eine Sinfonie vor und ich bin der Komponist.
Ich nehme nur mal ein Klavier und jede Taste steht für einen Rohstoff, ein Brauverfahren, eine Temperatur, usw.
Wenn ich jetzt die richtigen Tasten in der richtigen Reihenfolge mit der perfekten Intensität zusammenführe, kommt ein Meisterwerk zustande.
Ich habe mit einen vielen, veränderbaren Faktoren unendlich viele Möglichkeiten, ein tolles Musikstück zustande zu bekommen.
Es ist alles eine Frage der Einstellung, der Erfahrung, des Wissens und ein bisschen Glück.
Je mehr ich mich mit dem Bier befasse, umso weniger Glück brauche ich dazu.

In diesem Sinne:

Nutze die Tastatur richtig aus und du wirst ein Meisterstück erhalten!

Michael Friedrich